Die WALI ist schon seit vielen Jahren engagiertes Mitglied im Sozialethischen Ausschuss des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill. In diesem Rahmen laden wir immer wieder zu sozialpolitischen und ethischen Themen im Rahmen der Wetzlarer Gespräche ein. Diesmal war Hermann Frankfurth aus Wißmar zu Gast, der aus seinem Leben als Christ in der DDR berichtete.

Der Saal des Gemeindehauses der Hospitalkirche in Wetzlar war gut gefüllt, als Hermann Frankfurth eindrucksvoll von seinem Leben als Christ in der DDR berichtete – zwischen Glaube, staatlicher Kontrolle, Repressionen und der Hoffnung auf Freiheit.

Hermann Frankfurth – Glaube, Mut und der Weg in die Freiheit

Hermann Frankfurth, geboren in Kölleda (Thüringen), erlebte schon als Schüler die Repressionen des sozialistischen Staates. Der Bau der Berliner Mauer 1961 ließ ihn am System zweifeln. Besonders prägte ihn ein Erlebnis im Pionierlager: Ein Brief an seine Eltern, in dem er den Verlust der Freiheit beklagte, wurde abgefangen und vor der Klasse vorgelesen – eine tiefe Demütigung.

Nach dem Bauingenieurstudium in Weimar blieb ihm wegen seines christlichen Glaubens eine akademische Laufbahn verwehrt. In der Paulusgemeinde Halle fand er Halt, Engagement und seine Frau Evi. Bald geriet die Familie ins Visier der Staatssicherheit: Verhöre, Reiseverbote und Schikanen prägten ihren Alltag. Unter dem Decknamen „Luther“ wurde eine Überwachung angelegt.

Trotz allem bekannte sich Frankfurth offen zu seinem Glauben. Das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ trug er mit Stolz. „Wenn der 1. Mai auf einen Sonntag fiel, entschieden wir uns für den Gottesdienst“, erinnert er sich. Die Schlussakte von Helsinki (1975) weckte Hoffnung auf Ausreise, doch wer den Antrag stellte, musste Repressionen befürchten. Nach den politischen Ereignissen der 1980er-Jahre reifte der Entschluss, das Land zu verlassen. 1987 stellte die Familie den Ausreiseantrag – zwei Jahre später durfte sie gehen.

„Das Regime erwartete Waffen – aber die Revolution kam mit Kerzen“, sagt Frankfurth über die Friedensgebete in Halle, an denen er teilnahm. Nach der Ankunft im Westen begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. „Ich fühlte mich wie ein Neugeborenes – so viel war zu lernen“, erinnert er sich schmunzelnd.

Heute lebt Hermann Frankfurth mit seiner Familie in Wißmar und ist seit über 30 Jahren Presbyter und Organist seiner Gemeinde. Auf die Frage, was er jungen Christinnen und Christen mitgeben möchte, antwortet er schlicht:

„Bleibt mutig. Folgt eurem Herzen und eurem Verstand.“

An den Vortrag schloss sich eine lebendige und – manchmal – kontroverse Diskussion der zahlreichen Zuhörenden an, die den interessanten Abend abschloss.

Titelfoto: Jan Christopher Krämer

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