Eigeninitiative und Selbstständigkeit
Wer Eigeninitiative und Selbstständigkeit fördern will, wird wenig Erfolg haben mit Konzepten, die die Adressaten als hilfesuchend und defizitär betrachten und bevormunden. Unsere Kultur- oder Caféprojekte leben dagegen von der Eigeninitiative der Mitwirkenden. Alle die mitarbeiten, sind in diesem Moment nicht nur Erwerbslose, sondern gleichzeitig auch Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren.
Arbeitslose erleben sich bei einem gelungenen Projekt nicht als Opfer oder als Bedürftige, sondern als aktiv Schaffende, die sich mit ihren Fähigkeiten in ein Gesamtprojekt einbringen. Es gilt, sich in vielfältiger Weise zu beteiligen und zu engagieren. Ob nun bei der gegenseitigen Arbeit im Projekt oder bei gegenseitigen Tipps zur persönlichen und beruflichen Situation – Selbsthilfe und gegenseitige Unterstützung entsteht, wird praktiziert und gelebt.
Engagement und Empowerment
Einen angemessenen Arbeitsansatz bietet hier das Konzept des Empowerments, welches wir mit unseren Engagement Angeboten und Ansätzen kombinieren. Dieses Konzept respektiert den Menschen in seiner Selbstbestimmung und seinem Eigensinn und verzichtet auf Entmündigung und bevormundende Hilfen.
Es beinhaltet einen festen Glauben an die Fähigkeiten des Individuums, sich selbst zu helfen und zu verwirklichen. Der Fokus liegt auf der Selbstbestimmung, gleichzeitig ist im Konzept jedoch vorgesehen, Unterstützung anzubieten, die es betroffenen Menschen ermöglicht, die Kontrolle über ihr Leben wieder zu gewinnen und ihre eigenen Kräfte und Ressourcen zu nutzen.
Empowerment und Engagement sind bei uns daher von der Fürsorge abzugrenzen, aber auch mehr als reine Selbsthilfe. Bei unseren Engagement- und Empowerment-Konzepten geht es insbesondere darum, Prozesse von Selbsthilfe und Vernetzung dort zu initiieren und zu unterstützen, wo sie auf der Basis der vorhandenen Ressourcen der Einzelnen nicht von selbst entstehen können. Das heißt, dass professionelle Kräfte und Strukturen nötig sind, um solche Prozesse anzuregen und zu fördern. Engagement ist somit professionelle Unterstützungs- und Entwicklungsarbeit, deren Kunst darin besteht, Wachstumsprozesse anzustoßen, ohne sie zu kontrollieren oder zu domestizieren.
Das Stiften von Zusammenhängen
Dabei kommt dem Stiften von Zusammenhängen bei der WALI eine besondere Rolle zu. Denn Empowerment und Engagement sind das gemeinschaftliche Produkt von Menschen, die sich zusammenfinden, ihre Kräfte bündeln und aus einer Situation der Machtlosigkeit oder Resignation heraus gemeinsam beginnen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.
Dies geht jedoch selten von selbst, sondern bedarf der Aufbauhilfe und der Förderung von Netzwerkstrukturen.
Wir – als Arbeitsloseninitiative – bieten mit unseren Kunst- und Kulturprojekt, den Gärten sowie dem Caféprojekt solch einen Rahmen, in dem Empowerment- und Engagement-Prozesse entstehen und sich entwickeln können.
Das bedeutet, dass eine pädagogische Anleitung sensibel ermittelt, wo Eigeninitiative gezielt gefördert werden kann, und wo und in welchem Rahmen Beratung und Anleitung notwendig sind, damit keine Überforderung entsteht.
Durch das Erkennen und Erproben der eigenen Ressourcen wird das Selbsthilfepotential gestärkt, Eigeninitiative gefördert, aber auch Vernetzung und gegenseitige Hilfe angeregt. Grundvoraussetzung ist dabei allerdings Freiwilligkeit – sowohl für die Teilnahme am Gesamtprojekt, als auch an einzelnen Aufgaben.
Für das Ehrenamt begeistern – für Menschen mit wenig Geld sensibilisieren
Seit 2022 realisieren wir, in Kostenträgerschaft mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE), eine Maßnahme, die langzeitarbeitslose Menschen für Engagement begeistert und Vereine sowie Organisationen für diese Zielgruppe sensibilisiert.
Wir vermitteln Organisationen und anderen Akteuren des Ehrenamtes, welche Chancen und Möglichkeiten diese Zielgruppe zur Stärkung eigener Strukturen bietet kann.
Gleichzeitig qualifizieren wir dabei erwerbslose Menschen zu Engagement Coaches, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen peer-to-peer an andere Menschen ohne Arbeit weiter geben.
Unser Projekt wirkt also auf verschiedenen Ebenen. Vereine, Organisationen und Initiativen erschließen sich eine neue Zielgruppe. Menschen mit wenig Geld erleben sich durch ihr Engagement in einer aktiven Rolle, erfahren Selbstwirksamkeit und bauen für sich sinnhafte Strukturen auf, die zu einer stärkeren gesellschaftlichen Teilhabe führen.
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