Bekanntmachung der neuen Pfändungsfreigrenzen 2025
Ab Juli gelten neue Pfändungsfreigrenzen für 2025. Die neuen Werte werden ab 1.7.2025 wirksam sein und wurden um über 4 % angehoben und lauten dann wie folgt:
- Der unpfändbare Betrag für einen Schuldner ohne Unterhaltspflichten steigt von aktuell 1.491,75 Euro auf 1.555,00 Euro.
- Der Erhöhungsbetrag für die erste Unterhaltspflicht steigt von 561,43 Euro auf 585,23 Euro.
- Für die zweite bis fünfte Unterhaltspflicht steigt der Erhöhungsbeitrag von 312,78 Euro auf 326,04 Euro.
Mehr Informationen findet ihr hier.
Neue P- Konto- Bescheinigung und Kundeninformation
Mit den erhöhten Pfändungsfreigrenzen erhöht sich auch der daraus abgeleitete Grundfreibetrag für das Pfändungsschutzkonto (P-Konto). Der AK Girokonto und Zwangsvollstreckung der AG SBV hat in Abstimmung mit der Deutschen Kreditwirtschaft die entsprechenden Formulare aktualisiert.
Anbei finden Sie auch die aktualisierte Kurz-/Langversion der Kundeninformation zum P-Konto gültig ab 01.07.2025.
Wichtige Hinweise: Die Dokumente sind geschützt und dürfen nicht verändert werden. Wir bitten dringend dies zu beachten.
Die neuen P-Konto-Bescheinigungen sind erst ab dem 01.07.2025 gültig und dürfen erst ab diesem Zeitpunkt verwendet werden. Bei bereits bestehenden Bescheinigungen müssen die Banken die neuen Freibeträge eigenständig anpassen.
Gegen Diskriminierung: Lahn-Dill-Kreis wird Partner im AdiNet Mittelhessen
Der Lahn-Dill-Kreis ist seit April offizieller Kooperationspartner im Antidiskriminierungsnetzwerk Mittelhessen (AdiNet). Das AdiNet ist eine durch das Land Hessen geförderte Struktur. Kernanliegen ist die Bekämpfung von Diskriminierung jeglicher Art.
Das Leitbild des AdiNet fasst unter den Schlagworten „Sensibilisieren, Verbünden, Empowern, Vorbeugen“ zusammen, worum es geht. Mit der Ausrichtung des AdiNet auf Mittelhessen gehört der Lahn-Dill-Kreis zum Wirkungsgebiet des Netzwerks.
Mit der offiziellen Partnerschaft positioniert sich der Kreis klar gegen jede Art von Diskriminierung. Die Zusammenarbeit mit dem AdiNet soll durch die Partnerschaft ausgebaut werden. Das Netzwerk möchte in erster Linie präventiv und aufklärend wirken. Im Lahn-Dill-Kreis ist das Vielfaltszentrum für die Gestaltung der Partnerschaft zuständig.
Mehr Informationen findet ihr hier.
Helena Steinhaus erhält das Marburger Leuchtfeuer
Helena Steinhaus erhält das „Marburger Leuchtfeuer“ 2025. Die Preisverleihung fand am 12. Juni 2025 im Marburger Rathaus statt.
Mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ würdigen die Universitätsstadt Marburg und die Humanistische Union (HU) das Eintreten von Helena Steinhaus für einen angstfreien Bezug von Sozialleistungen.
Die Frankfurter Rundschau dokumentierte die eindrucksvolle Rede von Helena Steinhaus, deren Text wir hier abdrucken, da wir ihn für immens wichtig und schlichtweg „auf den Punkt“ halten:
„Ich nehme das Marburger Leuchtfeuer nicht als persönliche Ehrung an, sondern stellvertretend für alle, die in diesem Land durch Armut systematisch oft in große Not gebracht werden. Ich nehme es als Mahnung und als Erinnerung daran, dass wir in einem der wohlhabendsten Länder der Welt leben, in dem trotzdem 14 Millionen Menschen, also ein Fünftel, unterhalb der Armutsgrenze leben müssen. In dem Erwerbslose so behandelt werden, als seien sie sowohl Schuld an ihrer eigenen Situation als auch an allem anderen, was sonst nicht so gut läuft: leere Haushaltskassen, Wirtschaftskrise und am besten noch an den Entgleisungen der Deutschen Bahn.
Unsere Arbeit bei Sanktionsfrei zeigt klar: Das Bürgergeld reicht nicht für gesunde Ernährung, nicht für gesellschaftliche Teilhabe, nicht für ein Leben in Würde. Hinzu kommen Behördenwillkür und bürokratische Hürden, die die Menschen an ihre Grenzen bringen. Dabei hängt Erwerbslosigkeit – wie die Zahlen ganz klar belegen – fast nie mit mangelndem Willen zusammen. Sondern mit Krankheit, fehlender Betreuung, prekären Arbeitsbedingungen, Pflegearbeit oder schlichtweg damit, dass es nicht ausreichend existenzsichernde Stellen gibt. Oder die Betroffenen gehören zu den 1,5 Millionen Kindern im Bürgergeld. Von einer „sozialen Hängematte“ fehlt jede Spur – es sei denn, man meint damit das Wartezimmer im Jobcenter.
Es wird von „Leistungsgerechtigkeit“, von „Eigenverantwortung“, von „Fördern und Fordern“ geredet. Aber man muss noch nicht einmal genau hinschauen, um zu bemerken, dass diese Prinzipien erstaunlich oft nur nach unten gelten. Wir haben ein System kultiviert, das Menschen in Not nahezu notorisch misstraut und kontrolliert – und das gleichzeitig Machtkonzentration großzügig toleriert.
Es ist völlig normal, dass Menschen nach 40 Jahren Vollzeit direkt in Altersarmut landen. Oder dass jemand, der 50 Euro zum Geburtstag bekommt, dieses Geschenk dem Jobcenter zurückgeben muss. Während Millionen- und Milliardenvermögen steuerfrei die Generationen wechseln, Arbeit viel höher besteuert wird als Kapitalerträge (!!!), Steuern im großen Stil vermieden und hinterzogen werden und Gesetze von denen geschrieben werden, die hinterher auch von ihnen profitieren.
Armut wird vererbt, Reichtum auch. Nur die von Reichtum betroffene Minderheit profitiert vom aktuellen Verteilungsmechanismus und kann damit nicht nur das individuelle, sondern auch das politische und gesellschaftliche Leben viel stärker gestalten, als Menschen ohne Erbschaft und Vermögen.
Diese Schieflage ist keine Panne. Sie ist Prinzip. Sie ist Ausdruck der Bigotterie eines Systems, das „soziale Hängematte“ brüllt, wenn jemand lächerliche 563 € Bürgergeld bekommt – aber großzügig wegsieht, wenn Superreiche ihre Milliarden vermehren und sich dabei an der Allgemeinheit bedienen und sie sogar betrügen. Stichwort: Cum-Ex.
Was wir bei Sanktionsfrei täglich erleben, ist nicht „Einzelfall“. Es ist System. Eines, das Armut nicht bekämpft, sondern Menschen arm hält und in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit stürzt. Und das dann überrascht tut, wenn Menschen den Glauben an Politik verlieren.
Was wir alle erleben, ist keine „Sozialstaatskrise“. Es ist eine Gerechtigkeitskrise. Und es ist eine Krise des politischen Mutes, sich mit den Privilegierten, Reichen und Mächtigen anzulegen: Armut ist kein Naturgesetz. Sie ist gemacht und gewollt.
Ein schlechtes Sozialsystem ist nicht nur für die Menschen schlecht, die davon leben müssen. Sondern es ist zugleich eine Drohkulisse, gerichtet an alle, die arbeiten. Das Signal ist klar: Mach deinen Job, denn hier willst du nicht hin! Und es funktioniert! Im europäischen Vergleich hat Deutschland einen der größten Niedriglohnsektoren.
Aber das könnte ganz anders sein! Wir könnten den Menschen auch eine echte Verhandlungsgrundlage und damit eine menschenwürdige Grundsicherung gönnen. Vielleicht müssten millionen- und milliardenschwere Unternehmen dann höhere Löhne zahlen – was nur fair wäre.
Und dann können wir hoffentlich aufhören darüber zu reden, ob Menschen in Armut 20 Euro mehr oder weniger im Monat bekommen sollen, wie viel man sie sanktionieren muss, wenn sie einen Termin verpassen, oder ob man ihnen die Leistungen schlimmstenfalls gleich komplett entzieht.
Deshalb sagen wir als Sanktionsfrei ganz klar: Das Minimum ist ein sanktionsfreier Regelsatz, der tatsächlich zum Leben reicht – mindestens 813 Euro, wie der Paritätische Gesamtverband ausgerechnet hat. Selbst damit haben die Betroffenen leider noch genug Sorgen.
Was ich darüber hinaus fordere, ist so einfach wie weit entfernt: Vertrauen statt Kontrolle und Drohung. Augenhöhe statt Herablassung und ein Ende des Generalverdachts durch Behörden, die selbst oft überfordert sind, weil sie ein System umsetzen müssen, das Menschen brechen soll, nicht begleiten.
Ich danke der Humanistischen Union für diesen Preis und dafür, dass sie damit sichtbar macht, was sonst lieber übersehen wird. Aber dieser Dank kommt mit einem Versprechen: Wir werden lauter. Wir werden unbequem bleiben. Und wir werden nicht aufhören, bis wir dieses System überwunden haben.
Denn das Leuchtfeuer, das Sie mir heute geben, das tragen viele längst in sich. Und es wird heller, je mehr wir werden. Danke auch an alle, die unsere finanzielle und juristische Unterstützung für Betroffene mit ihren Spenden möglich machen!“